1850er Jahre

Beginn des Bräpe Karneval

Einige wenige Aufzeichnungen deuten auf die Anfänge des organisierten Karnevals in Waldbreitbach seit den 1850er Jahre hin.

1901

10. Dezember – Gründung der Karnevalsgesellschaft „Mir glöven net dran“.

Mit dem Dienststempel des Waldbreitbacher Bürgermeisters ,,Bürgermeisteramt Neuerburg, Kreis Neuwied‘‘ als Polizeiverwaltungsstelle wurden am 2. Januar 1902 die Statuten des ,,Karnevalklub Waldbreitbach“ registriert und genehmigt! Als Beinamen legte sich die Waldbreitbacher Karnevalsgesellschaft von 1901 das Motto ,,Mir glöwen net dran‘‘ zu. Mitglied konnte damals ,,derjenige Einwohner der Gemeinde Waldbreitbach werden, welcher das 17. Lebensjahr vollendet
hat und einen guten Lebenswandel führt“! An Veranstaltungen wurden jahrlich zwei Bälle an den Karnevalstagen und ein Karnevalszug abgehalten. Die Statuten wurden unterschrieben vom Präsidenten Max Zimmermann, Stellvertreter Ferdinand Brustmann, Schriftführer Peter Becker und Kassierer Stephan Zimmermann.

Statuten der Waldbreitbacher Karnevalsgesellschaft „Mir glöwen nit dran“

§1
Unter dem Namen (Mir glöwen nit dran) hat sich in Waldbreitbach eine Gesellschaft gegründet, mit dem Zweck den Karneval in althergebrachter Weise zu feiern und sich dadurch gegenseitig zu unterhalten und erheitern.

§2 – Von den Mitgliedern und dem Vorstand
Mitglied der Gesellschaft kann nur derjenige Einwohner, der Gemeinde Waldbreitbach werden, welcher dass 17. Lebensjahr vollendet hat und einen guten Lebenswandel führt.

§3
Die Mitglieder wählen aus ihrer Mitte einen Vorstand, welcher besteht:

  1. aus dem Präsidenten
  2. dem stellvertretenden Präsidenten
  3. dem Schriftführer
  4. dem Kassierer

§4
Die Wahl des Vorstandes erfolgt mittels Stimmzettel und ist zur Gültigkeit der Wahl absolute Stimmenmehrheit aller Anwesenden erforderlich. Die Wahl erfolgt auf ein Jahr und wird am 11. November eines jeden Jahres vorgenommen. Wiederwahl ist statthaft. Dagegen kann die Ablehnung einer Wahl nur aus ganz besonderen Gründen, über deren Bestehen der Vorstand entscheidet, erfolgen.

§5 – Von der den Rechten und Pflichten des Vorstandes
Der Vorstand hat das Recht, Versammlungen anzuberaumen und die Gesellschaft nach außen hin zu vertreten. Er ist verpflichtet, die gefassten Beschlüsse zur Ausführung zu bringen und insbesondere für die Befolgung der Statuten durch die Mitglieder sorge zu tragen.

§6
Der Präsident, in dessen Abwesenheit der stellvertretende Präsident eröffnet und leitet die Versammlungen und ist berechtigt Versammlungen zu schließen, falls sich ergibt, dass kein Beschluss zustande kommen kann.

§7
Der Schriftführer hat alle vorkommenden, die Gesellschaft betreffenden schriftlichen Arbeiten, zu übernehmen. Der Kassierer besorgt die Einnahmen und die Ausgaben und die am 11. November eines jeden Jahres der Gesellschaft vorzulegende Jahresrechnung.

§8 – Von den Rechten und Pflichten der Mitglieder
Jedes Mitglied ist berechtigt in Vereinsangelegenheiten mitzusprechen. Es übernimmt bei Eintritt in die Gesellschaft, die Pflicht:

  1. die vorliegenden Statuten und etwaige Statutenzusätze durchaus zu befolgen.
  2. den etwaigen Anordnungen des Vorstandes unbedingt Folge zu leisten,
  3. bei Vereinsfestlichkeiten sich anständig zu benehmen, namentlich bei Veranstaltung eines Karnevalzuges, jede ungemäß erregende Handlung zu unterlassen und
  4. namentlich dem Vorstand bei Ausbruch von Streitigkeiten bei Vereinsfestlichkeiten beizustehen und etwaige Streitsüchtige entfernen zu halten.

§9 – Ehrenmitglieder
Ehrenmitglieder sind diejenigen, welche sich um die Gesellschaft verdient gemacht haben und durch Ballotage (Anmerkung der Red.: Ballotage = geheime Abstimmung mit weißen und schwarzen Kugeln) aufgenommen wurden. Von Eintrittsgeld und Beiträgen sind sie jedoch befreit.

§10 – Eintrittsgeld und Beiträge
Das Eintrittsgeld beträgt 50 Pfg. Die Beiträge pro Woche 10 Pfg. Die Beiträge werden jeden Samstag in der Zeit vom 11. November bis Samstag vor Fastnachten bei den Versammlungen, in der übrigen Zeit monatlich erhoben. (Anmerk.d. Red.: Der Paragraph wurde im Original durchgestrichen)

§11 – Versammlungen
In der Zeit vom 11. November bis Fastnacht findet an jedem Samstag in der Woche eine Versammlung statt. Im Übrigen jedoch nur nach vorheriger Einberufung von Seiten des Vorstandes. In den Versammlungen, an denen auch eingeladene Freunde und Gönner der Gesellschaft teilnehmen können, darf weder über Politik noch Religion gesprochen werden.

Es steht den Mitgliedern frei, in den Versammlungen karnevalistische Vorträge zu machen, die dürfen allerdings den Anstand und die guten Sitten nicht verletzen. Zu diesem Zweck hat der Präsident, ohne sein Vertreter, das Recht vorher sich den Vortrag vorlesen zu lassen, damit er evtl. denselben verwerfen kann, wozu er befugt ist.

§12 – Das Vereinslokal
Das Vereinslokal befindet sich in der Gastwirtschaft „Zum Wiedischen Hof“ (Karl Hasbach Peter Pütz) hierselbst.

§13 – Festlichkeiten
Die Gesellschaft veranstaltet jährlich zwei Bälle und an den Karnevalstagen einen Karnevalszug. Wer an dem Karnevalszug außer den Vereinsmitgliedern mitmachen will, muss sich beim Präsidenten melden und falls er maskiert ist, sich diesem zu erkennen geben. Auch förmliche Mitglieder, welche maskiert erscheinen, haben die vorgenannte Verpflichtung. Ein Verzeichnis der beim Karnevalszug vorgetragenen Stücke wird der Polizeibehörde vor Beginn des Zuges zur Genehmigung vorgelegt.

§14 – Sonstige Vereinsangelegenheiten
Neu eingetretene Mitglieder zahlen außer dem Eintrittsgeld die bereits fälligen Beiträge des laufenden Jahres. Ihre Aufnahme erfolgt mittels Stimmzettel bei absoluter Stimmenmehrheit.

§15
Wer mit seinen Beiträgen mit mehr als 0,40 M im Rückstand ist und trotz mehrfacher Ermahnung nicht zahlt, wird ausgeschlossen.

Ebenso diejenigen, welche gegen diese Statuten grob verstoßen.

Ein Mitglied, welches freiwillig oder gezwungen aus der Gesellschaft ausscheidet, verliert jeglichen Anspruch an dem Vereinsvermögen.

§16
Kann in einer Versammlung über einen Beratungsgegenstand eine Einigung nicht erzielt werden, so wird zur Abstimmung mittels Stimmzettel geschritten. Stimmenmehrheit entscheidet auch hier.

§17 – Das Vereinsvermögen
Die Einnahmen des Vereins werden zur Anschaffung von Karnevalsgegenständen, wie Maskenvergnügen, Wagendekorationen usw. verwendet. Löst die Gesellschaft sich auf, und hat sich innerhalb 3er Jahren kein neuer Karnevalsverein gegründet, so werden die Vereinsgegenstände verkauft und der Reinerlös der Gemeindekasse Waldbreitbach zur Verwendung für arme Gemeindeeinwohner überwiesen. Die Gesellschaft gilt als aufgelöst, wenn ihr weniger als 6 Mitglieder angehören.

Waldbreitbach, den 10. Dezember 1901

gez.
Der Präsident (Marx Zimmermann II.)                                     
Der stellvertretende Präsident (Ferdinand Brustmann)
Der Schriftführer (Peter Becker)
Der Kassierer (Stephan Zimmermann)

Gesehen!

Waldbreitbach, den 2. Januar 1902

Die Polizeiverwaltung der Bürgermeister

1903

Prinzenwürde für 3,30 Mark ersteigert

1903 weist der Verein 24 Mitglieder auf, ein Jahr später sind 4 Ehrenmitglieder eingetragen. In diesem Jahr ist durch Versteigerung Johann Zimmermann zum Prinzen Karneval geworden und hat 3,30 Mark zu zahlen. Als Motto wurde gewählt: ,,Bäer hatt datt gedacht!“

1911

15. Januar – Erste Damensitzung in Waldbreitbach

Die erste Damensitzung wurde am 15. Januar 1911 abgehalten. Der damalige Chronist notierte: „Die Musik kostet 66 Mark, für Kuchen werden 5 Pfennige verlangt. Die Bohnenuhr soll 15 M. kosten und ist bei Hoitz zu kaufen. 3 Dutzend Mützen werden für die Mitglieder bestellt. Auch der Vereinswirt wird zur Kasse gebeten: Der Vereinswirt zahlt dem Verein 30 Mark und die halbe Steuer. Ein besonderes Lob zollt der Club dem Prinzen Ludwig Il. (Henn), der sein Amt ,,in aller höchster Güte und in bester Weise organisierte. Auch der Kassierer erntete Dank, denn der Verein hatte einen Überschuß von 14,36 Mark erwirtschaftet.

1919

11. November – Erste Nachkriegssitzung

Am 11.11.1919 fand wohl die erste Nachkriegssitzung statt, in der ein Wochenbeitrag von 1 Mark beschlossen wurde. Der Vorstand bestand aus dem Präsident Anton Rams sowie Wilhelm Boden, Lorenz Over und Nikolaus Rams. „Mitglieder, welche sich sehr gut bei Kasse befinden, können jedoch extra Beitrage in jeder Höhe spenden und sich dadurch bei der Gesellschaft ein ehrendes Andenken sichern und werden solche Beiträge vom Kassierer dankend entgegengenommen.“
1919/1920 hatte der Verein 20 Mitglieder – als 20. Mitglied ist Wilhelm Rams registriert. Das Motto: ,,Mir packen et net all”. Auf der Gemeinderatssitzung vom 12. Dezember wurde der Antrag des Clubs einstimmig angenommen, ihn bei steuerpflichtigen Veranstaltungen ,,von der Lustbarkeitssteuer zu befreien“. Die Preise schnellten hoch: Die Damenuhr für den Bohnenball kostete schon 150 Mark – und das Fehlen der Mitglieder beim Sonntagsumzug 20 Mark Strafe! Ein
schweres Amt für den Karnevals-Prinzen Heinrich Becker.

1924*

Neustart und Gründung der Karnevalsgesellschaft Waldbreitbach

Zwischen 1921 und 1923 kommt die Vereinstätigkeit zum Erliegen. Die erste Sitzung nach vierjähriger Pause findet am 10. Februar 1924 statt. Motto: ,,Mir sein noch do!“ Gustav Hertling lenkte als neuer Präsident das Narrenschiff, assistiert von Wilhelm Rams, Heinrich Hardt und Willi Reuschenbach. Die 18 erschienenen Mitglieder beschlossen fiir den 3. Marz ,,eine gemütliche Fastnachtsfeier im engsten Kreis, da in Anbetracht der jetzigen traurigen Verhältnisse karnevalistische Umüge von Reichs wegen verboten sind.“ Aber 1925 gab es dann wieder einen Preismaskenball, 3 Preise für die schönsten Masken, 150 Kuchen für den Bohnenball. Eintrittspreise: 1 Mark, dazu 1 Dame frei, jede 2te 0,50 Mark. Skepsis spiegelt auch das Motto wider: ,,Bi mach et kumme?“

Kassenbuchauszug von 1925

1926

Viele neue Mitglieder und Umzug am Veilchendienstag

Die Rekordzahl von 43 Mitgliedern verzeichnet der Chronist Lorenz Over am 30. Januar 1927. Franz Hertling wird einstimmig zum Prinzen Karneval gewählt. Die Waldbreitbacher konnten sich auf einen Ball am Sonntag und Montag freuen – und einen Fastnachtsdienstagszug. Mützen wurden an der Abendkasse zu 10 Pfg. verkauft … Doch am 25. Februar heißt es: ,,Franz Hertling hat die Wahl zum Prinzen Karneval abgelehnt … Eine Neuwahl wird eiligst vollzogen: Jacob Kappes wird Prinz Karneval.

1928

Erste Sitzungen der Karnevalsgesellschaft Waldbreitbach

Die erste Mitgliederversammlung fand am 29. Januar 1928 statt.
Der alte Vorstand um: Präsident Wilhelm Rams, Stellvertreter Johann Becker, Kassierer Paul Reuschenbach, Schriftführer Lorenz Over wurden wiedergewählt.
Anwesende Mitglieder waren Nikolaus Rams, Peter Becker, Heinrich Becker, Lorenz Reuschenbach, Peter Hallerbach, Johann Junior, Josef Junior, Peter Schneider, Willi Hertling, Anton Henn, Peter Schütz, J. Boden, Hans Hardt, Willi Steiner, Josef Seiberz, Johann Zimmermann, Josef Zimmermann, Erast N., Erich Jonas, Willy Goitz, Wilhelm Siegel, Fridol. Krumscheid, Mathias Küpper, Ludwig Scheid, Hartmann, Peter Zimmermann, Peter Bernrath, Ludwig Hardt, Johann Henn, Karl Henn. Das Vereinsvermogen aus dem vergangenen Jahre betrugt noch 43 Mark.

Auf der Versammlung am 6. Februar 1928 wurde Josef Zimmermann zum Prinzen Karneval gewählt, als Bediente wählte sich Prinz Josef der I. Willy Hertling und Jakob Kroll. Beide reichen jedoch später ihre Entlassung ein, und an ihre Stelle treten Erich Jonas und Heini Becker.

Prinzessin Gertrud Zimmermann geb. Pütz.

Die Sitzung am 13. Februar 1928 zur Organisation der Karnevalstag wurde mit dem närrischen Gruß: „dat kan uns net klen krein!“ eröffnet.
Es sollen folgende Veranstaltungen stattfinden: Sonntag – Preismaskenball, Montag – Bohnenball. Eintrittskarten für die Mitglieder werden bei dem Sonntagszug verteilt. Der Narr Johann Schmitz hat für den Bohnenball 180 Kuchen zu backen. Die Kuchen werden das Stück zu 30 Pfg. und 3 Stück für 1 Mark verkauft. Am Fastnachtssonntag soll auf dem alten Schulhof eine große Schaubude aufgeschlagen werden, woselbst für die Auswärtigen eine große Vorstellung stattfindet.
Am Rosenmontag ist ein Zug durch den Ort zu veranstalten. Es soll ein Radioapparat aufgestellt werden. Ferner soll ein Ozeandampfer aufgebaut werden, um dem Volke die Fahrt der Waldbreitbacher Helgoländer naturgetreu vor Augen zu führen. Ein arabischer Kameltreiber soll nach hier kommen und sein tressiertes Kamel vorführen.

1933

Aufgrund schlechter Wirtschaftslage nur eine Karnevalsveranstaltung

In der Sitzung am Samstag, 11. Februar, beschloss der neue Vorstand um Josef Gerhards (Vorsitzender), Paul Reuschenbach (Kassierer), Willy Boden (Schriftführer), dass aufgrund der schlechten Wirtschaftslage nur eine Karnevalsveranstaltung stattfinden soll. Unter dem Motto: ,,Us kreien se nit kleen!“ blieb nur ein Preis-Maskenball am Tulpensonntag, 26. Februar die einzige Veranstalltung.

1935

Karnevalsgesellschaft Waldbreitbach erhält Beinamen „Brave Jonge“

Der Düsseldorfer Karnevalist Max Boosen unterstützt den Verein mit Rat und Tat sowie durch Zuwendungen für Dekorationen, Mützen usw. Des Weiteren wird der Beiname „Brave Jonge“ der Karnevalsgesellschaft am 27.1.1935 hinzugefügt. In 1935 finden eine Gala-Damensitzung (10.2.1935) und ein Preismaskenball (4.3.1935) statt.

1936

Büttenreden und Vorträge nur unter Zensur auf der Kappensitzung erlaubt

Nach dem Motto „Bes alles geklärt es!“ trat Prinz Willy Boden die Regentschaft über das Bräpe Land an. 1936 fanden wieder eine große Gala-Damensitzung (9.2.1936) sowie ein Preismasken- und Bohnenball (24.2.1936) statt. Aufgrund der politischen Lage durften Büttenreden nur auf der Kappensitzung nach Zensur vorgetragen werden.

1939

Letzter Karneval in Bräpisch vor dem II. Weltkrieg

Unter Prinz Otto II. (Krämer) fanden die letzten karnevalistische Aktivitäten vor dem II. Weltkrieg in Bräpisch statt. Nach dem Motto: „Mir han et von de Ale geliert!“ umfasste der Karneval 1939 einen Besuch bei den Möhnen an Weiberfastnacht. Am Tulpensonntag war Proklamation mit anschließendem Maskenball. Es folgte ein Umzug mit vier Wagen am Rosenmontag sowie ein Preismaskenball am Abend. Mit Besuchen in allen Lokalen und einem Abschlussball im Hotel Vier Jahreszeiten endete der Karneval an Veilchendienstag.

1946

Neubeginn der Bräper Fassenacht nach dem II. Weltkrieg

1948

Erster Prinz nach dem Neubeginn in schwierigen Zeiten

Zur Versammlung am 11.11.1947 im Hotel Vier Jahreszeiten trafen sich: Christoph Füllenbach, Fritz Boden, Ludwig Smolinski, Georg Henn, Franz Henn, Hans Over, Willi Scheid, Richard Schicker, Johannes Schicker, Johann Zimmermann, Goswin Zimmermann, Karl Gerhards, Erich Kröll, Franz-Josef Hertling, Karl Heinz Girnstein, Adolf Schmitz, Josef Reuschenbach, Helmut Füllenbach und Herbert Schäfer. Die erste Session nach 9 Jahren sollte mit dem Motto: „Bär hätt datt gedacht.“ bestritten werden. Des Weiteren wählten sie folgende Personen in den Vorstand: Anton Boden (Präsident), Johann Zimmermann (stv. Präsident), Josef Reuschenbach (Kassierer), Erich Kröll (Schriftführer). Zum Prinzen der bevorstehenden Session wurde Hans Over als Prinz Hans I. „von den Bitzengärten“ in einer Stichwahl gewählt.

Rosenmontagszug 1948

1954

Wein statt Orden – Damenpolizei regelt den Straßenverkehr

Einstimmig zum Herrscher der Narrentage wurde 1954 Franz-Josef Hertling zum Prinz Karneval gewählt. Sein Motto: „Wenn et en Jong jit“. Für die Büttenredner stellen die Brave Jonge statt eines Ordens eine Flasche Wein. Die Kapelle Elsbach besorgte die Musik für die Kappensitzung. An Büttenrednern traten auf: Toni Linzenbach als „Paddeler“, Toni Boden als „geplagter Ehemann“, Karl-Heinz Girnstein als „Rundfunkreporter“, Heinrich Klein als „Plem Plem“, Peter Hardt mit seinen Erlebnissen aus der Jugend ebenso Toni Boden und Heinrich Klein unterhielten die Narren mit einem „Lehrer-Schüler-Gespräch“. Die Prinzenproklamation von Franz-Josef I. und Hannelore I. erfolgte auf der Terrasse des Waisenhauses. Hier wurden u.a. auch die Gesetze der tollen Tage verlesen.

Beim reich bestückten Rosenmontagszug sorgte eine närrische Damenpolizei für reibungslosen Verkehrsablauf. Der Bohnenkönigin Frau Zech vom Mühlenberg wurde feierlich eine Kuckucksuhr von Prinzessin Hannelore verliehen.

1955

Besuch der Narren in Niederbreitbach am Tulpensonntag

Die „Prinzenproklamation“ vom Veilchendienstag des Vorjahrs war wohl ein Gag. Denn am 9 Januar 1955 wurde Heinrich I. Hardt zum Prinz für die anstehende Session gewählt und am 6. Februar mit seiner Prinzessin Elisabeth I. feierlich auf der großen Galasitzung im Hotel Vier Jahreszeiten proklamiert.

Am Tulpensonntag stürmte die närrische Polizei das Rathaus. Bürgermeister Girnstein übergab den Amtsschlüssel den Bräpe Jonge. Erstmals fand ein offizieller Besuch bei den Narren in Niederbreitbach durch das Prinzenpaar statt. Diese revanchierten sich mit einem Gegenbesuch am Rosenmontagszug. Der Umzug umfasste insgesamt 8 Wagen. Darunter ein Wagen der Wüscheider Narren.

Statt einer Bohnenkönigin wurde 1955 die Loskönigin Theresa Boden beim Bohnenball im Hotel Vier Jahreszeiten am Rosenmontag ausgelost.

1958

Plötzlich waren es 14! Elferrat XXL

„Et feng e su aan, bi jedes joar – kummen ech heut nit, kummen ech moa.“ Notiert der Chronist im Jahr 1958. Gut fing es auch mit der Elferratswahl an. Denn als man gewählt hatte, wurde plötzlich festgestellt: Es sind ja 14!. Also kreierte man einen erweiterten Elferrat. Zu den Präsidenten wurde Richard Schicker und sein Vize Franz-Josef Hertling ernannt.

Der Elferrat um das Prinzenpaar Norbert I. & Hildegart I. Rams.

1964

Neuer Start – zwei Vorstandswahlen und ein Präsident im Prinzenkostüm

Am 11. November 1963 fanden sich die Narren zur Eröffnung der Session im Hotel Vier Jahreszeiten ein. „Nachdem in den vergangen zwei Jahren die Brave Jonge auf Karneval mehr oder weniger unter das Fußvolk geraten zu sein schienen, wollte man es in diesem Jahr wohl wieder wissen“. So der Chronist. Also schritt man wieder zur Wahl eines funktionsfähigen Vorstands: Präsident wurde Helmut Schmitt, Vize Franz-Josef Hertling, Kassierer Peter Buhr, Schriftführer Gerd Düllberg, Beisitzer Willi Reuschenbach und Rudi Boosen. Ein Mitgliederbeitrag von monatlich 50 Pfg. wurde beschlossen. Ebenso legte die Versammlung fest, dass der Narrenlub ab jetzt das gesamte Jahr über bestehen sollte. Unter der Führung von Helmut Rams kümmerte sich ein Ausschuß um die Vorbereitung des Rosenmontagszug.
Der Vorschlag einer Wurfsendung an alle Haushalte über die Programmgestaltung führte zu langen Diskussionen. Die Versammlung beschloss den Elferratsmigliedern eine 20-Mark-Strafe bei Verlust der Elferratsmütze aufzuerlegen.

Am 8. Januar 1964 konnte der Elferrat vervollständigt werden, aber das Präsidium war nicht mehr vollständig. So wurde Franz-Josef Hertling zum Präsidenten und Josef Schmitz zum Vize gewählt. Letzterer wurde auch als Prinz Josef von der Monetenbank zum Karnevalsprinz ernannt.

1967

Karneval erstmals im Kolpinghaus

Am 28. Januar 1967 fand erstmals die Kappensitzung im Kolpinghaus statt. Das Prinzenpaar in spe, Prinz Ömmes I. von Schwarz- und Weißbrotanien mit Prinzessin Otti I. ernteten stürmischen Jubel.

Hermann Hopp hatte das Funkenchor gedrillt und mit ihm und dem Hofstaat am 2. Februar zu den Möhnen. Der Chronist: „Es gab eine tolle Nacht!“. Die Proklamation am folgenden Tulpensonntag fand großen Widerhall; danach stärkte man sich im Almblick und erwies den Niederbreitbacher Jecken gebührende Reverenz. Der Preismaskenball am Abend im Kolpinghaus war ausverkauft und sorgte mit, dass nach einigen finanziell schwierigen Jahren erstmals ein plus von 744,94 DM zu buche stand.

1968

Zuerst kein Prinzenpaar – dann plötzlich zwei!

Die Neuwahl des Vorstandes brachte zur Session 1968 mangels Bewerber den alten Prinzen von 1967 Karl-Heinz Girnstein provisorisch an die Regierung. Er begleitete ebenfalls das Amt des Präsidenten.

Trotz großer Mühe war es den Brave Jonge nicht gelungen einen neuen Prinzen für die Session 1968 auf der Kappensitzung zu präsentieren. Der Chronist beklagt: „… was wäre ein Möhnenball ohne Elferrat und Gefolge und am Rosenmontag keine Kutsche mit Prinzenpaar, sondern schlicht und einfach nur der Elferrat.“ Und es sollten noch Weiteres nicht nach Plan verlaufen. Die Karnevalsorden reichten aufgrund der guten Darbietungen nicht aus.

Aber die Begeisterung schlug dennoch auch in diesem Jahr hohe Wellen. Kappensitzung, Preismaskenball, ein von der Sonne begünstigter Rosenmontagszug – in dem welche Überraschung – zwei Prinzenpaare mitfuhren: Jupp I. (1964) und Ömmes I. (1967). So kamen die Waldbreitbacher Narren doch noch in den Genuß „Ihrer Tollitäten“.

1971

Endlich wieder ein Prinzenpaar – Rosenmontagszug mit der KG Roßbach

Nach zwei vergangenen Jahren ohne, konnten die Brave wieder ein Prinzenpaar im überfüllten Kolpinghaus proklamieren. Alfred Henn mit seiner Frau Gisel wurden als Prinz Alfred I. „Der Banditenschreck“ und Prinzessin Gilla I. „von Bulles und Knast“ stürmisch gefeiert. Umgeben von dem närrischen Komitee unter Präsident Helmut Schmitt überreichte Exprinz Ömmes I. seinem Nachfolger die Insignien seiner hohen Würde. Wegen Platzmangel konnten einige Besucher die Sitzung nicht miterleben.

Der Rosenmontagszug als Höhepunkt des närrischen Geschehens versetzte das närrische Volk in Hochstimmung. Der Wettergott hatte es gut gemeint und bescherte dem Treiben Sonnenschein. Zudem ließ sich die KG Roßbach es nicht nehmen mit drei ihrer schönsten Wagen den Zug zu bereichern.

1972

Erste gemeinsame Sitzung der Karnevalsgemeinschaft Wiedtal

Peter III. vom rauschenden Bach (Peter Reuschenbach/Jore) mit seiner Lieblichkeit Prinzessin Sigrid I. von Daufenbach traten in der festlich geschmückten Narrhalla des Kolpinghauses ihre Regentschaft an. Die Galasitzung brachte Hochstimmung und ein Feuerwerk der guten Laune. Helmut Rams hatte sich wieder alle Mühe gegeben, den Saal auf Karneval zu trimmen. Unter den Präsidenten Karl-Heinz Girnstein und Helmut Schmitt rollte die Non-stop-Revue ab, die 400 Jecken ins Schunkeln brachte. Erstmalig sieht Waldbreitbach in diesem Jahr Prinzenpaare, Stars und Gruppen aus den umliegenden Fastnachtshochburgen vereint. Am 5. Februar 1972 beginnt um 20.11 Uhr die große Gemeinschaftssitzung in der Turnhalle der Hauptschule. Die Sitzung der „Großen Karnevalsgemeinschaft Wiedtal“, in der sich die närrische Kooperation aus Niederbreitbach, Roßbach, Verscheid und Waldbreitbach zusammengeschlossen hatten, war ein voller Erfolg. Über 800 Besucher erlebten unter dem Motto „Mir zejen all an enem Streck!“ ein über 5 Stunden dauerndes Programm.

1974

50. Geburtstag – Jetzt auch mit Brave Mädche

In dem zur „Narrhalla“ umgestalteten Kolpinghaus starteten die Brave Jonge ihre erste prunkvolle Kappensitzung der Session mit der Proklamation des Prinzenpaares. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt, als das närrische Korps und der Elferrat Einzug hielten und Präsident Karl-Heinz Girnstein das neue Prinzenpaar ankündigte: Prinz Jaschin Don Alfonso I, von Buchen und Holz (Alfons Buchholz) und Prinzessin Maria I. vom Rosenhügel. Sie wurden mit Begeisterung von der Narrenschar empfangen und für die tollen Tage als Regenten in ihr Amt eingeführt. Das karnevalistische Rahmenprogramm hatte bald im närrischen Publikum gezündet. Die Akteure auf der Bühne und in der Bütt zeigten glanzvolle Leistungen.

Die Neuerscheinung am karnevalistischen Sternenhimmel: 16 glänzende Kometen in Form des neuen Waldbreitbacher Tanzkorps Brave Mädche unter Leitung von Hermann Hopp. Sie brachten auch das letzte Eis im Saal zum Schmelzen, als sie eine flotte Parade zeigten. Die Beifallstürme bewiesen, wie stolz die Bräpe auf ihre neue eigene Tanzgruppe sind. Über mehrere Stunden lang ging es, begleitet von ohrenbetäubenden Raketen, hoch her. Auch im Jahr 1974 wurde die Sitzung im gleichen Haus am Sonntagnachmittag für die älteren Mitbürger der Gemeinde mit vollem Programm wiederholt.


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